EU-Firmen befürchten Rückschlag in China Go back »

2011-05-27 | All chapters

China ist gerade für deutsche Firmen extrem wichtig. Doch im weltweiten Schlüsselmarkt nehmen Regulierung und Gängelei zu. Das sorgt für erhebliche Probleme. So manches Unternehmen überdenkt sein Engagement.

PekingDie europäische Wirtschaft hält den chinesischen Markt für wichtiger als je zuvor, leidet jedoch zunehmend unter Ungleichbehandlung durch den Staat. "In der Wahrnehmung der ausländischen Unternehmen wirken die Praktiken der Regierung zunehmend unfair", sagt Davide Cucino, Präsident der EU-Handelskammer in China, am Mittwoch in Peking bei der Vorstellung der aktuellen Geschäftsklimaumfrage unter europäischen Unternehmen.

Die zunehmende Gängelei in einigen Branchen heißt jedoch nicht, dass die Unternehmen generell unzufrieden sind. Den Umfrageergebnissen zufolge konnten über 70 Prozent der Unternehmen seit dem vergangenen Jahr ihre Gewinnmargen im Chinageschäft deutlich steigern. Knapp 80 Prozent sehen die Zukunft des Marktes optimistisch, 60 Prozent planen weiterhin erhebliche Investitionen.

Doch zugleich nimmt die Sorge um das Verhalten der Regierung zu. Es sieht zwar immer noch eine Mehrheit der Unternehmen in ihrem Geschäftsalltag keine konkrete Diskriminierung. Doch der Anteil von Firmen, die das Verhalten der Regierung mit Sorge sehen, nimmt schnell zu. Derzeit erwarten 46 Prozent der Unternehmen, dass die Lage in den kommenden zwei Jahren schlechter wird. "Wir verlangen keine Vorzugsbehandlung, erwarten aber für unsere Investitionen zumindest gleiche Regeln für alle", sagt Cucino.

Hintergrund ist ein Wandel in der Einstellung der Chinesen gegenüber den westlichen Investoren. Nachdem die globale Wirtschaftskrise an China abgeperlt ist, wurde das Land zur weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft, zum größten Automarkt und generell zur gewinnbringendsten Absatzregion. Das hat das Selbstbewusstsein der chinesischen Regierung gegenüber dem Westen gestärkt. Sie zeigt jetzt offener, worauf es ihr eigentlich ankommt: Techniktransfer und größere internationale Anerkennung der eigenen Unternehmen. Bestimmte Investitionen sind nur noch möglich, wenn die westlichen Unternehmen ihre Geschäftsgeheimnisse offen legen.

Diese Strategie funktioniert. Die europäischen Unternehmen empfinden zunehmend chinesische Konkurrenz auch in Bereichen, in denen sie sich bis vor kurzem noch unangreifbar fühlte - wie etwa dem technischen Entwicklungsstand. "Die Unternehmen befürchten für die Zukunft noch deutlich mehr Wettbewerbsdruck", sagt EU-Kammerpräsident Cucino. Die Qualität und das Design der chinesischen Produkte haben in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt, zudem sind ihre Markennamen im In- und Ausland bekannter.